Julian Nagelsmann steht im Vergleich zu ihm schon im vorgerückten Alter. Martin Mania, 28 Jahre junger Bundestrainer der Blindenfußballer, war am Samstag zum 2. Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) nach Trier gekommen. Bei den drei Spielen auf dem Viehmarkt am Rande der Trierer Altstadt kam es zu folgenden Ergebnissen: FC St. Pauli – Borussia Dortmund 4:0 (2:0), SG Fortuna Düsseldorf/1. FC Düren – FC Schalke 04 0:6 (0:1), MTV Stuttgart – Hertha BSC 7:2 (3:1). Der Spieltag fand im Rahmen der Fußball-Inklusionstage „ZusammenSPIEL“ (3.9.-5.9.) der DFB-Stiftung Sepp Herberger statt, die mit Unterstützung des Fußballverbandes Rheinland und der Stadt Trier ausgerichtet werden.
„Ich habe große Lust und gehe die Aufgabe mit Akribie an. Wir stehen an der Schwelle zur Professionalisierung der Sportart“, sagte Mania in Trier, der Peter Gößmann als Cheftrainer des Nationalteams abgelöst hat. Bei strahlendem Sonnenschein durfte der neue „Blindenchef“ erleben, wie stark etliche seiner Nationalspieler ein Jahr vor der Europameisterschaft in Form sind.
Jonathan Tönsing etwa. Der 21-jährige Stürmer schoss alle vier Tore beim 4:0-Sieg des FC St. Pauli über Borussia Dortmund. Auch Paulis Rasmus Narjes zeigte eine starke Leistung. Im Team des Rekordmeisters MTV Stuttgart überzeugten die Routiniers Alexander Fangmann und Mulgheta Russom beim 7:2-Sieg über Hertha BSC. Im dritten Spiel des 2. Spieltags bezwang der FC Schalke 04 den Liganeuling Fortuna Düsseldorf/ 1. FC Düren mit 6:0 Toren. Katharina Kühnlein, eine der wenigen Frauen in der Liga, erzielte fünf Tore für den FC Schalke.
Alle überragte aber der junge Hamburger Stürmer Tönsing, der bereits mit 13 Jahren in der Bundesliga debütiert hatte. Inzwischen ist Tönsing 21 Jahre und wird immer besser. Vor dem 1:0 kontrollierte er einen Pass des Dortmunders Hassan Altinbas und schloss nach kurzem Dribbling sofort ab. So schaut ein gelungenes Umschaltspiel beim Blindenfußball aus. Seinen Linksschuss zum 2:0 setzte er knallhart in den Torwinkel. Besser hätte kein Sehender treffen können. Typisch Tönsing sind die kurze Ausholbewegung und der Schuss mit der Pieke. „Dadurch“, erklärt der vierfache Torschütze, „hat der Torwart weniger Zeit zu reagieren und der Ball wird unberechenbarer.“
Nur die Topteams der Liga – der FC St. Pauli, Titelträger MTV Stuttgart und Blau-Gelb Blista Marburg - setzen offensiv nicht nur auf Einzelgänge, sondern auch auf Abspiele und Pässe hinter die Verteidigerkette. Auffällig bei den Kiezkickern sind die Chips in Richtung eines im Strafraum postierten Stürmers. „Beim rollenden Ball hört man die Rasseln. Der fliegende Ball ist viel stiller. Das erschwert den Verteidigern die Reaktion“, erklärt der neue Bundestrainer diese Variante im Hamburger Offensivspiel.
Gerade die Mischung aus erfahrenen Spielern wie Russom und Fangmann sowie den jüngeren Taime Kuttig und Alican Pektas (beide Marburg) und ganz jungen Talenten wie Tönsing lässt Martin Mania zuversichtlich in die Zukunft blicken: „Wir erleben doch gerade bei den Paralympics, dass viele Topteams beim Blindenfußball in die Jahre gekommen sind“. Gerade das Offensivspiel will Mania auf Basis seines „Zwickmühlen-Prinzips“ stärken. „Neben dem Dribbling muss es immer auch eine Passoption geben“, erklärt Mania.Die Partie zwischen BG Blista Marburg und Liganeuling BSV 1958 Wien musste wegen Corona-Fällen im Team der Österreicher abgesagt werden. Der nächste Spieltag findet am 18./19. September beim MTV Stuttgart statt.
FC St. Pauli– Borussia Dortmund 4:0 (2:0)
SG Fortuna Düsseldorf/1. FC Düren – FC Schalke 04 0:6 (0:2)
MTV Stuttgart– Hertha BSC 7:2 (3:1)
1. FC St. Pauli - 3 - 22:1 - 9
2. MTV Stuttgart - 3 - 20:2 - 9
3. SF BG Blista Marburg - 2 - 5:0 - 6
4. Borussia Dortmund - 3 - 8:5 - 6
5. FC Schalke - 3 - 6:11 - 3
6. Hertha BSC - 3 - 3:14 - 0
7. BSV 1958 Wien - 2 - 1:16 - 0
8. SG Fortuna 95 Düsseldorf/1. FC Düren - 3 - 0:16 - 0