Start der Blindenfußball-Bundesliga: Auch Hertha BSC ist wieder dabei

Am 26. und 27. April beginnt die neue Saison der Blindenfußball-Bundesliga mit einem Doppelspieltag. Der Spieltag musste kurzfristig von Marburg in die Sportschule Grünberg verlegt werden. Nach einem Jahr Pause ist auch Hertha BSC wieder dabei. Wie kam es zu dieser Entwicklung? Und welche Chancen rechnen sich die Berliner aus?

Dabei sein ist alles. Oder – wenn es nach Yasin Talay geht, dem Trainer der Blindenfußballer von Hertha BSC – endlich wieder dabei sein ist alles. Denn in der vergangenen Saison konnte der Hauptstadtklub aus organisatorischen und personellen Gründen nicht an der Blindenfußball-Bundesliga teilnehmen. Jetzt sind die Berliner wieder am Start – und hochmotiviert, etwas Überraschendes zu erreichen.

Hertha BSC macht sich für die Saison 2025 fertig.

„Vor unserer Zwangspause sind wir dreimal hintereinander Fünfter geworden. Der Kern unseres Teams ist trotz der Pause erfreulicherweise größtenteils zusammengeblieben“, sagt Talay. „Ich denke, dass wir zunächst etwas Zeit brauchen, weil wir lange kein Pflichtspiel auf diesem Niveau bestritten haben. Aber die Mannschaft hat das Potenzial, um die Großen zu ärgern. Auch wenn die Konkurrenz stark ist, sollte Platz fünf wieder unser Anspruch sein. Wir sind ambitioniert und motiviert.“

Amtierender Meister St. Pauli wieder mit dabei

Es sind hohe Ziele, mit denen der Hertha-Coach in die neue Serie geht. Denn die Konkurrenz ist stark. Der amtierende Deutsche Meister FC St. Pauli ist wieder dabei. Aber auch Rekordchampion MTV Stuttgart, die Sportfreunde Blau-Gelb Blista Marburg, Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 zählen zum engeren Favoritenkreis im Rennen um die Meisterplakette. Hinzu kommen die Teams des FC Ingolstadt, der BSV 1958 Wien als Gastmannschaft aus Österreich, von Fortuna Düsseldorf – und eben Hertha BSC.

Die Berliner können auf ein gutes Fundament im Team bauen. Edis Velkjovic und Fatih Talay, der Bruder von Trainer Yasin Talay, sind wichtige Stützen. „Über meinen Bruder bin ich vor einigen Jahren auch dazu gekommen, hier als Coach aktiv zu sein“, erzählt der 32-Jährige. „Es macht unglaublich Spaß, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen. Man kann deren Leistungen gar nicht hoch genug einschätzen. Ich kann nur jedem raten, einmal eine Sichtschutzbrille zu tragen und dann damit Fußball zu spielen. Das ist eine bereichernde Erfahrung.“

Berlin ist nach einem Jahr Pause wieder mit dabei.

Werbeoffensive an Blindenschule und Einrichtungen für sehbehinderte Menschen

Die Pause im vergangenen Jahr hatte vor allem damit zu tun, dass die Berliner zu wenig Spieler hatten, um an der Blindenfußball-Bundesliga teilzunehmen. Deshalb haben die Verantwortlichen in den vergangenen zwei Jahren eine Werbeoffensive gestartet. „Wir waren in verschiedenen Einrichtungen zu Gast, in denen sehbehinderte Menschen sind – zum Beispiel auch in einer Blindenschule in Berlin“, sagt Talay: „Wir haben dort viele Hertha- und Fußballfans getroffen. Aber sie davon zu überzeugen, selbst aktiv zu werden, ist wirklich eine Herausforderung. Wir arbeiten jedoch daran.“

Bei der Hertha ist man dennoch froh, jetzt genug Spieler im Kader zu haben, um das nächste Abenteuer zu starten. Am ersten Spieltag warten zwei besondere Herausforderungen auf das Team. Am Samstag steht die SG BG Blista Marburg an und am Sonntag Borussia Dortmund – die Dritt- und Viertplatzierten der vergangenen Saison. „Danach wissen wir sofort, wo wir stehen und was in der Saison tatsächlich möglich ist“, so Talay. „Grundsätzlich ist die Blindenfußball-Bundesliga eine großartige Gelegenheit, um diesen besonderen Sport der Öffentlichkeit bekannt zu machen.“

Die Berliner zeigen sich bereit für die neue Saison in der Blindenfußball-Bundesliga.

Blindenfußball als Erfolgsgeschichte

Neben dem sportlichen Erfolg verfolgen die Verantwortlichen aber noch ein anderes – mindestens genauso wichtiges – Ziel: Hertha BSC will möglichst vielen sehbehinderten und blinden Fußballerinnen und Fußballern aus allen Altersklassen die Möglichkeit geben, trotz der körperlichen Einschränkungen ihrem Hobby nachzugehen. Deshalb hat der Verein vor fünf Jahren Berlins Blindenfußballer – eines der Gründungsmitglieder der seit 2008 existierenden Blindenfußball-Bundesliga – in den Klub integriert. 

Es ist eine Erfolgsgeschichte, die noch nicht zu Ende ist. Das nächste Kapitel wird am 26. und 27. April in Grünberg mit dem Beginn der 18. Saison der Blindenfußball-Bundesliga geschrieben. Für Hertha BSC gilt: Endlich wieder dabei sein ist alles.

Über die Blindenfußball-Bundesliga:
An der europaweit einzigartigen Spielrunde für blinde und sehbehinderte Menschen nehmen insgesamt neun Mannschaften teil. Alle fünf Spieltage werden auch als Livestream auf dem DFB-YouTube-Kanal und bei Sportdeutschland.TV gezeigt. Die Liga wird zwischen April und Oktober ausgetragen. Drei Spieltage finden dabei samstags und sonntags auf bestehenden Vereinsanlagen Hamburg, Gelsenkirchen und Dortmund statt. Das Saisonfinale wird am Samstag, 11. Oktober 2025, im Rahmen der Fußball-Inklusionstage der DFB-Stiftung Sepp Herberger auf dem Hauptmarkt in Nürnberg ausgetragen. Die Spiele können vor Ort kostenfrei besucht werden. Für blinde und sehbehinderte Menschen stehen Kommentatoren vor Ort zur Verfügung. Deutschlands älteste Fußballstiftung veranstaltet bereits seit dem Jahr 2008 zusammen mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband den Ligaspielbetrieb der Blindenfußball-Bundesliga.

Die Spieltage in der Übersicht:

1. Spieltag: 26./27. April 2025 Grünberg
2. Spieltag: 10./11. Mai 2025 Hamburg (Gastgeber: FC St. Pauli)
3. Spieltag: 14./15. Juni 2025 Gelsenkirchen (Gastgeber: FC Schalke 04)
4. Spieltag: 05./06. Juli 2025 Dortmund (Gastgeber: Borussia Dortmund)
Finalspieltag: 11. Oktober 2025 Nürnberg (Hauptmarkt)

Hinweis: Aufgrund eines Vandalismus-Vorfalls am Spielfeld in Marburg findet der Saisonauftakt auf dem Kunstrasenplatz der Sportschule Grünberg statt. Die Paarungen und Anstoßzeiten sind unverändert. Einen alternativen Spieltagstermin in Marburg kann es aus organisatorischen Gründen nicht geben.