Der zweite Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga steht am Wochenende in Soest auf dem Programm. Dabei treffen unter anderem die beiden Topteams vom MTV Stuttgart und Blista Marburg aufeinander. Stuttgarts deutscher Nationalspieler Mulgheta Russom freut sich auf das Kräftemessen. Wer kann vorlegen im Titelrennen?
Die Vorfreude ist riesig. Bei Mulgheta Russom, aber auch bei seinen Kollegen vom MTV Stuttgart. Nachdem ihre Begegnung am ersten Spieltag gegen Borussia Dortmund nicht stattfinden konnte, greifen die Stuttgarter nun auch sportlich in die 15. Saison der Blindenfußball-Bundesliga ein. Am Wochenende findet ein Doppelspieltag in Soest im Jahnstadion am Kaiser-Friedrich-Platz statt. Am Samstag starten die Begegnungen um 12 Uhr, am Sonntag geht es bereits um 9 Uhr los. Der Eintritt ist frei.
„Wir fiebern unseren beiden Spielen entgegen“, sagt Russom. „Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, sind wir schwer zu schlagen und können wieder um die deutsche Meisterschaft mitspielen.“ Zu Erinnerung: In der vergangenen Saison verloren die Stuttgarter den Showdown gegen den FC St. Pauli unglücklich mit 0:1 und mussten sich am Ende mit dem zweiten Platz begnügen. Wenn es nach Russom geht, ist diesmal sogar mehr möglich: „Aber vieles hängt auch von unseren personellen Voraussetzungen ab. Alex Fangmann beispielsweise ist am Knie verletzt. Wir müssen sehen, was bei ihm möglich ist.“
Russom ist einer der erfahrensten und wichtigsten Spieler beim MTV. Der 43-Jährige hat über 70 Länderspiele für die Nationalmannschaft bestritten. Zuletzt war er bei der Europameisterschaft in Italien dabei, bei der die deutsche Mannschaft Rang vier belegte. Russom schaut mit gemischten Gefühlen auf das Turnier zurück: „Uns haben im Halbfinale gegen Frankreich wenige Sekunden zum Sieg gefehlt. Mit dem Einzug ins Endspiel hätten wir eine Medaille sicher gehabt und die Qualifikation für die Paralympics 2024 geschafft.“ Doch Deutschland verlor sowohl im Halbfinale gegen Frankreich als auch im Spiel um Rang drei gegen England jeweils im Sechs-Meter-Schießen und sicherte sich mit Rang vier „nur“ die Teilnahme an der WM im kommenden Jahr in England.
„Wir haben dennoch gezeigt, dass wir zu den besten Teams in Europa zählen“, sagt Russom, der bei einem schlimmen Autounfall 1998 sein Augenlicht verloren hat und heute als Deutschlands erster blinder Fitnesstrainer arbeitet, spezialisiert auf Schulter- und Nackenverspannungen: „Aber wir haben in den entscheidenden Momenten nicht die Nerven behalten und falsche Entscheidungen getroffen. Das ist deshalb doppelt bitter, weil wir vom Potenzial her auf jeden Fall die Möglichkeit gehabt hätten, den Titel zu holen.“
Nach einigen Tagen, in den Russom die Enttäuschung verarbeitet hat, schaut er nun wieder positiv nach vorne. Der zweite Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga fordert seine Konzentration. Zunächst trifft er am Samstag mit Stuttgart auf den BSV Wien, Anstoß ist um 12 Uhr. Am Sonntag steht dann um 11.30 Uhr das Spitzenspiel gegen Marburg auf dem Programm. Der Sieger kann bereits einen großen Schritt in die richtige Richtung machen.
„Wir unterschätzen grundsätzlich keinen Gegner“, sagt Russom. „Aber ich gehe davon aus, dass St. Pauli, Marburg und wir um den Titel spielen werden. Auch Dortmund hat Qualität im Kader. Diese Teams haben die meisten aktuellen oder ehemaligen Nationalspieler in ihren Reihen. Wir haben das Potenzial, um den Titel zu holen. Aber dafür muss eben alles passen und wir dürfen uns keine Ausrutscher erlauben.“
Ähnlich sieht es auch Nationaltrainer Martin Mania: „Am ersten Spieltag ist noch nicht viel passiert, weil von den Topteams nur Marburg bereits im Einsatz war. Der FC St. Pauli und Stuttgart werden nun erst eingreifen. Ich bin selbst gespannt was passiert. Ich gehe aber davon aus, dass wir spannende Duelle um die deutsche Meisterschaft zwischen diesen drei Teams erleben werden. Ich freue mich darauf. Eine gute Bundesliga ist logischerweise das Fundament für unsere Arbeit bei der Nationalmannschaft.“ Seit dem vergangenen Jahr fördert die DFB-Stiftung Sepp Herberger neben der Blindenfußball-Bundesliga auch die Nationalmannschaft.
Nach dem Doppelspieltag an diesem Wochenende in Soest geht es am 23. und 24. Juli in Gelsenkirchen weiter (Fürstinnenstr. 120). Am 6. und 7. August stehen Begegnungen in Berlin auf dem Programm (Nordufer 30), bevor der deutsche Meister nach dem letzten Spieltag am 17. September auf dem Roncalliplatz in Köln direkt am Kölner Dom ausgespielt und geehrt wird.
Samstag, 2. Juli
12.00 Uhr: MTV Stuttgart gegen BSV 1958 Wien
14.00 Uhr: Nachwuchsspiele im Blindenfußball
16.00 Uhr: Borussia Dortmund gegen SG Fortuna 95 Düsseldorf / PSV Köln
Sonntag, 03. Juli 2022
09.00 Uhr: BSV 1958 Wien gegen Hertha BSC
11.30 Uhr: SF BG Blista Marburg gegen MTV Stuttgart
14.00 Uhr: FC St. Pauli gegen Borussia Dortmund