Der abschließende Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga (DBFL) findet am Samstag im Rahmen der Fußball-Inklusionstage auf dem Kölner Roncalliplatz statt. Dabei kommt es erneut zum direkten Duell um den Meistertitel zwischen dem FC St. Pauli und dem MTV Stuttgart. Anpfiff des Spitzenspiels ist um 16 Uhr.
Die Bühne für den Showdown könnte prachtvoller kaum sein. Auf dem Kölner Roncalliplatz, im Schatten des Doms, fällt am Samstag die Entscheidung im Meisterschaftsrennen der Blindenfußball-Bundesliga. Die Kontrahenten sind alte Bekannte. Bereits im vergangenen Jahr waren es der FC St. Pauli und der MTV Stuttgart, die den Titel im direkten Duell unter sich ausmachten. Damals setzte sich rund 40 Kilometer rheinaufwärts, auf dem Bonner Münsterplatz, das Team aus Hamburg durch. Ein verwandelter Penalty von Jonathan Tönsing sicherte den Kiezkickern die Trophäe. Es war die zweite Meisterschaft für den FC St. Pauli.
„In den Sekunden vor dem Penalty hatte ich ein richtig gutes Gefühl. Ich war entspannt, super klar im Kopf und vollkommen überzeugt davon, dass ich treffe. Das ist ein Gefühl, an das ich mich gerne erinnere und das ich jetzt mitnehmen will“, sagt Torjäger Tönsing. Obwohl er auf Grund einer Knieverletzung zwischenzeitlich passen musste, erzielte er bereits sieben Saisontreffer. Im vergangenen Jahr waren es sogar 31. Weitere Erfolgserlebnisse wären nun willkommen. Auch wenn den Hamburgern am Samstag (16 Uhr) ein Unentschieden reichen würde. „Auf ein 0:0 oder generell auf ein Unentschieden zu spielen, ist äußerst schwierig“, meint St.-Pauli-Coach Wolf Schmidt. Man wolle daher möglichst gewinnen, wisse aber um die Stärke des Kontrahenten. „Stuttgart ist der Rekordmeister. Sie haben einige ältere Spieler in ihren Reihen, die es sicherlich noch einmal allen zeigen wollen. Sie werden gegen uns alles reinhauen“, ist er überzeugt. Dennoch müsse man sich nicht verstecken. Mit Torjäger Tönsing (22) und Rasmus Narjes (21) im zentralen Mittelfeld verfüge man über junge Nationalspieler, die eine tolle Entwicklung genommen hätten, und zu großen Taten in der Lage seien, betont Schmidt. Und für die nötige Routine sorge Serdal Celebi. Letzterer erlangte bundesweite Aufmerksamkeit, weil einer seiner Treffer im August 2018 zum Tor des Monats gekürt wurde.
An Aufmerksamkeit dürfte es den Akteuren auch in Köln nicht mangeln, wenn die Partien am Samstag um 9.30 Uhr beginnen. „Mit der Einbettung des Spieltags in die Fußball-Inklusionstage und die Auswahl der Austragungsstätte im Herzen der Stadt Köln rücken wir den Blindenfußball und die übrigen Wettbewerbe für Sportler mit Behinderung weiter ins Blickfeld der Öffentlichkeit und an den Puls der Gesellschaft - also genau dorthin, wo diese beeindruckenden Facetten des Fußballs hingehören“, sagt Tobias Wrzesinski, Geschäftsführer der DFB-Stiftung Sepp Herberger, die die Blindenfußball-Bundesliga seit dem Jahr 2008 gemeinsam mit dem Deutschen Behindertensportverband und dem Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband ausrichtet. So zog die DBFL im Verlauf dieser Saison vom Schlossplatz in Karlsruhe über den Kaiser-Friedrich-Platz in Soest, die Fürstinnenstraße in Gelsenkirchen bis zum Gelände am Nordufer mitten in Berlin. Mit dem Spieltag auf dem Kölner Roncalliplatz findet nun auch der Abschluss an prominenter Stätte statt.
Stuttgarts Blindenfußball-Routinier Alexander Fangmann sieht das genauso. Die Austragungsstätte rücke seinen Sport in den Blickpunkt, drücke Wertschätzung aus und sei nicht zuletzt ein attraktives Ziel für Freunde, Fans und Verwandte. „An so einer Veranstaltung kommt niemand vorbei. Viele Menschen werden dort sicherlich zum ersten Mal mit dem Blindenfußball in Berührung kommen. Das ist viel wert. Daher wollen wir sportlich auch einiges abliefern“, macht der Stuttgarter Routinier klar. Vor dieser Kulisse zu spielen, sei richtig cool. Da gelte es, die Stimmung aufzusaugen und mitzubekommen, was während der Fußball-Inklusionstage sonst noch alles passiert.
Am liebsten will der inzwischen 37-jährige Fangmann die übrigen Ereignisse als Deutscher Meister verfolgen. Die Chancen dazu stehen seines Erachtens nicht schlecht. „Es wird ein heißer Tanz gegen St. Pauli“, glaubt er. Angesichts der Routine in den eigenen Reihen habe man vielleicht ein bisschen mehr Ruhe in schwierigen Situationen. „Meine Mitspieler und ich haben schon etwas häufiger Drucksituationen erlebt, aber man muss diese Erfahrung auch erstmal auf den Platz bringen“, sagt der Stuttgarter. Für seine Mannschaft spreche auch, dass man mit ihm selbst sowie Vedat Sarikaya und Doran Haji über drei treffsichere Spieler verfüge. „Das macht uns ein Stück weit unberechenbar“, erklärt Fangmann, dessen Team bei einer Niederlage noch vom derzeitigen Tabellendritten, den Sportfreunden Blau-Gelb Blista Marburg, überflügelt werden könnte.
Die hessische Mannschaft trifft um 14 Uhr auf Borussia Dortmund. Um 11.30 Uhr spielt der FC Schalke 04 gegen Hertha BSC. Die Mannschaft aus der Bundeshauptstadt hat sich in dieser Saison gut verstärkt und geht als leichter Favorit in die Partie. Zum Auftakt des Spieltages trifft die Spielgemeinschaft Fortuna 95 Düsseldorf / PSV Köln auf den BSV 1958 Wien (09.30 Uhr).
Neben dem Sport können sich die Zuschauer auf ein attraktives Mitmachangebot freuen. Auch das Promi-Einlagespiel um 13 Uhr, an dem unter anderem die Fußball-Weltmeisterinnen und -Weltmeister Benedikt Höwedes, Renate Lingor und Sonja Fuss teilnehmen, ist ein besonderer Höhepunkt im Rahmenprogramm. Der Eintritt ist frei. Für blinde und sehbehinderte Menschen werden die Spiele live vor Ort und im Internet durch Spielbeschreiber kommentiert.
Die Deutsche Telekom, Volkswagen und VANDA Pharmaceuticals sind Partner der Liga. Am kommenden Sonntagabend um 18 Uhr werden die Zusammenfassungen aller Spiele auf #dabeiTV bei MagentaTV gezeigt.Das komplette Programm zu den Fußball-Inklusionstagen kann hier eingesehen werden.
09.30 Uhr SG Fortuna 95 Düsseldorf / PVS Köln – BSV 1958 Wien
11.30 Uhr FC Schalke 04 – Hertha BSC
13.00 Uhr Einlagespiel Prominenten-Auswahl
14.00 Uhr SF BG Blista Marburg – Borussia Dortmund
16.00 Uhr FC St. Pauli – MTV Stuttgart